Kennen Sie das Gefühl, sich zu jeder Tätigkeit zwingen zu müssen, sich müde und kraftlos zu fühlen? Nervosität, Konzentrationsschwäche, chronische Müdigkeit, Angst und Depressionen sind dann ständige Begleiter.
Im schlimmsten Fall steckt das sogenannte Burn-Out Syndrom dahinter. Doch Dauer-Stress ist nicht auf psychische Probleme beschränkt. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen: Dauerstress belastet den gesamten Organismus und kann zu ernsthaften Erkrankungen vieler Organe führen.
Wird der Körper kurzfristig bis an seine Grenzen belastet, wirkt das wie wiederholtes sportliches Training. Man schläft besser, ist ausgeglichener und bleibt auch im Alter vitaler. Wichtig dabei ist: es darf sich nur um vorübergehende Belastungen handeln.
Ist unser Körper jedoch dauerhaftem Stress ausgesetzt, so spricht man von negativem Stress, sogenanntem Dysstress. Unser Immunsystem ist dann sozusagen ständig in Alarmbereitschaft. Es kommt zu einem permanenten Mangel an Hormonen und Neurotransmittern, da sie sich bei Dauerstress erschöpfen.
Stress-Thematik in Deutschland ( DIE WELT 06.2012)
- Die Zahl der Fehltage hat sich durch psychische Erkrankungen seit 2000 fast verdoppelt.
- Betriebliche Fehltage liegen bei 12,5 Prozent.
- Als Ursache wird der wachsender Druck am Arbeitsplatz angegeben.
- Krankschreibungen des neuen Leidens Burn-Out sind seit 2004 um 14% gestiegen.
Reaktion des Körpers auf Stress
Bei Erleben eines Stressmomentes wird innerhalb von Sekunden Adrenalin freigesetzt für die Kampf- oder Fluchtreaktion. Nach ein paar Minuten wird Cortisol ausgeschüttet, das den Blutzuckerspiegel erhöht und auf diese Weise dem Körper wieder Energie zuführt.
Bei Depression oder Stress kommt es erst zum Anstieg von Cortisol und dann zur verminderten Produktion. Bei dauerhaft verminderter Cortisolproduktion kann es zum Bourn-out kommen.
Menschen mit einem verminderten Cortisolspiegel klagen evtl. über:
- Große Müdigkeit am Abend, Chronisches Fatigue- Syndrom
- Heißhungergefühle
- Reizdarmsymptomatik, Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Kaffeeabusus
- Schmerzen, Gelenkbeschwerden
- Schlafstörungen durch nachfolgenden Melatoninmangel
- Schlechte Wundheilung
- Verwirrtheit
Wenn der Darm stresst
Wissenschaftliche Untersuchungen haben nun gezeigt, dass die beste Therapie gegen Stress nicht in der Gabe von Psychopharmaka liegt, sondern ein funktionierender Darm ist.
Es gibt nämlich eine direkte Funktionsachse zwischen Darm und Gehirn, diese wird von unseren Darmbakterien beeinflusst und ist entscheidend dafür, ob wir Stress verarbeiten können oder ob wir durch ihn krank und nervös werden.
Eine der wichtigsten Erkenntnisse der Neuro-Gastroenterologie aber war, dass nicht nur Stress eine Auswirkung auf den Darm hat, also z.B. Entzündungen hervorrufen kann, sondern dass der Zustand unseres Darms und vor allem seiner Bewohner, der Darmbakterien, einen wesentlichen Einfluss auf unsere Befindlichkeit und unsere Stimmung hat.
Funktioniert unsere Verdauung also schlecht, so brechen die sogenannten „Tight junctions“ auf, das sind Nahtstellen an der Darmoberfläche, die uns vor Giftstoffen, Krankheitserregern und Allergieauslösern schützen. Kurz darauf werden entzündungsfördernde Stoffe im Darm aktiviert, „schlechte“ Darmbakterien können sich ungehindert vermehren und wir fühlen uns nun nicht mehr gesund sondern miserabel.
Wie kann man wirksam gegensteuern?
Die Forschergruppe rund um Prof. Akkermans und Prof. Söderholm hat in mehreren Studien untersucht, ob es durch die Einnahme von provbiotischen Bakterien möglich ist, ein so positives Milieu im Darm zu schaffen, dass sich gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Stress in Grenzen halten lassen – ja dass es sogar gelingt, trotz Dauerstress gesund und gelassen zu bleiben.
Besonders überrascht war das wissenschaftliche Team, als sie herausfanden, dass sogar noch weit mehr möglich ist, wenn man nicht irgendwelche probiotischen Keime zur Anwendung bringt, sondern ganz speziell ausgewählte. In Studien wurde belegt, dass es mit einer ausgewählten Kombination von physiologischen Darmbakterien möglich ist, Entzündungen im Darm wirksam zu behandeln, die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut und damit auch die erhöhte Infektionsanfälligkeit zu beheben und die Produktion von Tryptophan und somit das Glückshormon Serotonin und das Schlafhormon Melatonin wieder anzukurbeln.
Behandlungsschema:
Es ist sinnvoll, vor zu erwartenden Stresssituationen, z.B. Prüfungen, kurzfristig den Darm mit Probiotika zu unterstützen.
Wenn chronischer Stress vorliegt, sollte nach einer gründlichen Stuhluntersuchung auf Entzündungsparameter im Darm eine Therapie mit entsprechenden Probiotika und ergänzenden Präparaten durchgeführt werden.
Auf diese Weise wird die Barrierefunktion des Darms wiederhergestellt und es kann sich somit Vitalität und eine gesunde Resistenz gegen Stress einstellen.
Begleitend zur Darmbehandlung können für ein persönliches Therapiekonzept andere Therapien wie z.B. Orthomolekulare Therapie, Ernährungsumstellung, Psycho-Kinesiologie zur Stärkung der inneren Ressourcen zur besseren Stresstoleranz und zur Auflösung von unerlösten seelischen Konflikten zum Einsatz kommen.